Eine neue Ära bricht an – Von Heisei zu Reiwa

In Japan funktioniert die Zeitrechnung ein wenig anders als in den meisten Ländern. In Japan entspricht das Jahr 2019, dem Jahr Heisei 31, das 31. Jahr in der Heisei Ära. Diese Zeitrechnung nennt sich Gengo-system und stammt ursprünglich aus China. Der Kaiser konnte zu Anlässen, wie z. B. der Thronbesteigung eine neue Ära ausrufen. Bis 1868 war dies zu beliebigen Zeitpunkten möglich, was zu Ären mit sehr unterschiedlichen Längen und einem sehr unübersichtlichen System geführt hat. Seit 1868 beginnt eine neue Ära jeweils mit dem Amtsantritt eines neuen Kaisers.  Doch auch das macht das System nicht wirklich übersichtlich.

Umrechnen der Jahreszahlen

Doch die Zeitrechnung nach dem gregorianischen Kalender ist in Japan nicht unbekannt. Da die spezielle japanische Zeitrechnung Kommunikation mit dem Ausland kompliziert macht, werden heutzutage  Jahreszahlen oft mit 20XX angegeben und Japaner können auch mit dieser Zeitrechnung umgehen.

In vielen amtlichen Dokumenten und Anträgen allerdings wird die japanische Zeitrechnung verwendet. Das aktuelle Jahr und sein Geburtsjahr kann man sich noch merken, aber bei allen anderen Jahreszahlen geht für Ausländer (und auch einige Japaner) die große Rechnerei los. Dokumente, die beim japanischen Patentamt eingereicht werden, verwenden beispielweise die japanische Zeitrechnung, sodass auf einem Antrag von diesem Jahr nicht 2019, sondern Heisei 31 steht.

Bisher war ein Kaiser immer im Amt, bis er starb und danach begann mit dem Antritt des neuen Kaisers die neue Ära, was zu krummen und unrunden Zeitspannen für die Ären führt und das ganze System meiner Meinung nach unnötig kompliziert macht. Für einige Jahre gibt es auch zwei Bezeichnungen. Das Jahr 1989 ist zum einen Showa 64, aber auch Heisei 1, weil in diesem Jahr die Heisei Ära begonnen hat.

Eine neue Ära beginnt

Dieses Jahr im Mai beginnt nun wieder eine neue Ära. Am 1. April wurde der Name verkündet, sie heißt Reiwa, was laut der japanischen Regierung für schöne Harmonie stehen soll.

Ein Einkaufszentrum in Nakano zelebriert die neue Reiwa Ära.

Dieses Mal ist das Besondere, dass der Kaiser noch lebt und von sich aus entschieden hat, abzudanken. Warum er sich dafür ausgerechnet den 30. April aussucht, bleibt unklar. Hätte man den Wechsel der Ära nicht mit dem Jahreswechsel 2018 zu 2019 verbinden können? Auch unklar bleibt, warum man sich mit der Verkündung des Namens bis zum 1. April Zeit ließ. Viele Dokumente, Datumsstempel etc. müssen ja entsprechend an die neue Ära angepasst werden und dafür bleibt jetzt nur noch ein Monat Zeit. Aber immerhin hat die Nachricht über die Verkündung die japanischen Nachrichten so gut bevölkert, dass man von Aprilscherzen verschont blieb.

Die ausländischen Botschaften in Japan wurden übrigens, wie es scheint, durch eine Faxmeldung über die Verkündung von Reiwa informiert.  Wohingegen in Deutschland kaum einer mehr ein Faxgerät besitzt, werden im hoch technisierten Japan auch heutzutage noch Faxe verschickt. Vielleicht schafft es die Regierung ja in der Reiwa Ära auf E-Mail umzusteigen.

Wie finden Sie das japanische System? Sollte Japan es aus traditionellen Gründen beibehalten oder der Einfachheit und internationalen Verständlichkeit wegen auf das gregorianische System umsteigen?

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